Key Takeaways
- Die Implementierung nachhaltiger und ethischer Geschäftspraktiken kann Unternehmen dabei helfen, sich gegenüber Wettbewerbern zu behaupten.
- Die Berücksichtigung von ESG-Grundsätzen entlang der Lieferketten kann Unternehmen, Investoren und Verbraucher vor Risiken im Zusammenhang mit sozialen oder wirtschaftlichen Krisen schützen. Dies wird oft durch eine stärkere Kontrolle begünstigt.
- Eine gründliche strategische Planung und ESG-Risikoanalyse sind entscheidend für den Aufbau nachhaltiger und rentabler Lieferketten, da unstrukturierte Nachhaltigkeitsinitiativen oft weder Investoren noch Verbraucher überzeugen.
Die Lieferketten verändern sich im Gleichschritt mit der Wirtschaft. Da Unternehmen weltweit ihre Geschäftsmodelle anhand von ESG-Grundsätzen neu ausrichten, rücken Aspekte wie eine effiziente Ressourcennutzung, Emissionsreduktionen, Diversität in der Belegschaft und die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen in den Vordergrund, um ein gutes ESG-Rating zu erhalten.
Zwar sind ESG-Initiativen oft mit erheblichen Vorlaufkosten verbunden, dennoch überwiegen die positiven Effekte. ESG-Aspekte sind den Verbrauchern wichtig, weshalb die Art und Weise, wie ein Unternehmen sich selbst und seine Produkte präsentiert, den Absatz und das Investitionspotenzial deutlich beeinflusst.
Auch wenn Lieferketten auf den ersten Blick eine untergeordnete Rolle bei der Anpassung an ESG-Grundsätze spielen mögen, kann ein effizientes Ressourcenmanagement entscheidend sein, um das eigene ESG-Rating zu verbessern, das Unternehmensimage zu stärken, mehr Investoren anzulocken und höhere Umsätze zu erzielen. Hersteller müssen sicherstellen, dass ihre Lieferketten widerstandsfähig, nachhaltig und diversifiziert sind, um in der immer komplexer werdenden globalen Wirtschaft erfolgreich zu bleiben.
Lieferkettenstörungen bewältigen
Moderne Hersteller stützen sich auf ein komplexes Netz miteinander verbundener Zulieferer, Subunternehmer und Spezialisten, um Konsumgüter zu produzieren, wobei sie oft auf Methoden wie Just-in-time-Bestandsmanagement zurückgreifen, um die Nachfrage der Verbraucher zu befriedigen. Diese Praxis ermöglicht es den Unternehmen, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren, die neuesten Technologien einzusetzen und die Kosten zu senken, was sich in niedrigeren Preisen, größerer Nachhaltigkeit und einer höheren Verbrauchernachfrage niederschlägt.
Das Just-in-time-Prinzip birgt jedoch erhebliche Risiken, da die Hersteller vor großen Problemen stehen, wenn bei wichtigen Zulieferern Produktionsengpässe auftreten. Ein Paradebeispiel für dieses Manko ist die Automobilindustrie. Automobilhersteller sind in hohem Maße auf die Verfügbarkeit von spezialisierten Halbleitern angewiesen, weshalb ihre Produktion oft von einem einzigen Lieferanten abhängig ist.
Die Coronapandemie hat diese Schwachstellen offengelegt, da die Automobilhersteller weltweit geschätzte verloren und ihre Produktionsquoten um mehr als 5 Millionen Fahrzeuge verfehlten. Die Pandemie, die russische Invasion in der Ukraine und die Konflikte am Roten Meer haben gezeigt, dass die Automobilhersteller nicht darauf vorbereitet sind, sich an Störungen in der Lieferkette anzupassen. Zwar hatten auch andere Hersteller mit dem Chipmangel zu kämpfen, jedoch waren die Autohersteller aufgrund ihrer Abhängigkeit von älteren Chips besonders betroffen.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Hersteller Risiken erkennen und sich an veränderte Rahmenbedingungen anpassen. So können Unternehmen beispielsweise einen Puffer schaffen, indem sie zusätzliche Bestände aufbauen, um Engpässen bei risikobehafteten Lieferanten vorzubeugen. Pufferbestände müssen jedoch sorgfältig verwaltet werden, da zu große Bestellungen zu zusätzlichen Lagerkosten und einem größeren ökologischen Fußabdruck führen, insbesondere wenn die Bestände in den Lagerhäusern an Wert verlieren.
Viele Hersteller haben ihren Einfluss auf die Lieferketten vergrößert, indem sie strategische Partnerschaften eingegangen sind, neue Lieferanten zur Ergänzung bestehender Bezugsquellen hinzugezogen haben und sich zur Verbesserung der Effizienz vertikal integriert haben.
Seltene Erden bergen neue Herausforderungen
Die zunehmende Komplexität der Lieferketten bringt neue Herausforderungen im Hinblick auf ethische Beschaffungsstandards mit sich. So ist beispielsweise der Druck zur Gewinnung und Verarbeitung von Seltenen Erden, die für nahezu alle elektronischen Geräte benötigt werden, in den letzten zehn Jahren sprunghaft angestiegen, um die Erreichung der Klimaziele zu unterstützen.
Die Gewinnung von Seltenen Erden ist jedoch mit schwerwiegenden ökologischen und sozialen Problemen verbunden. Gewinnung und Abtrennung sind kostspielig, benötigen viel Energie und Wasser und erzeugen erhebliche Mengen an ´¡²ú´Úä±ô±ô±ð²Ô. Viele radioaktive Metalle stellen zudem ein Risiko für die Gesundheit der Arbeiter und die Umwelt in den Abbaugebieten dar.
Der Abbau von Seltenen Erden ist ebenfalls mit globalen Konflikten verwoben, da schwere soziale Unruhen und Ausbeutung die Lieferketten beeinträchtigen. Viele Länder haben sich für Vorschriften ausgesprochen, die von Verboten bis hin zu Offenlegungspflichten reichen, um die Transparenz entlang der Lieferketten zu erhöhen. Momentan basieren die meisten Maßnahmen jedoch ausschließlich auf der freiwilligen Offenlegung durch private Unternehmen.
Die ethische und nachhaltige Beschaffung von Seltenen Erden kann zwar kurzfristig zu höheren Kosten führen, langfristig ergeben sich jedoch erhebliche Vorteile. So verringert eine ethische Beschaffung das mit potenziellen Konflikten verbundene Risiko.
Darüber hinaus können Unternehmen mit nachhaltigen und ethischen Lieferketten werben und dadurch höhere Umsätze und Erträge erzielen. Außerdem werden ESG-konforme Unternehmen oft höher bewertet, wodurch sie unter Umständen mehr private und öffentliche Investitionen erhalten als ihre Konkurrenten.
Nachhaltigkeit ist jedoch oft mit Mehrkosten verbunden. Für viele Branchen werden ESG-Benchmarks zu grundlegenden Eintrittsbarrieren, während für andere Nachhaltigkeit ein Bonus ist, in den es sich zu investieren lohnt, da sich die Ansprüche der Verbraucher ändern. Viele Unternehmen nutzen dies aus, um die Preise zu erhöhen und damit die Mehrkosten indirekt auszugleichen.
Faire Arbeitsbedingungen
Da die arbeitsrechtlichen Vorschriften bei globalen Zulieferern oft lockerer sind, haben viele Unternehmen ihre Produktion in Länder mit weniger strengen Anforderungen verlagert, um Kosten zu sparen, darunter China, Mexiko, Vietnam, Malaysia und Indien. Insbesondere die Besorgnis über Zwangsarbeit in der Region Xinjiang hat weitreichende Auswirkungen auf die weltweite Landwirtschaft, Textilindustrie und das verarbeitende Gewerbe.
BMW, Jaguar Land Rover und Volkswagen sind bereits in Skandale um unethische Beschaffungspraktiken verwickelt. Die Unternehmen bestreiten zwar, von Zwangsarbeit entlang der Lieferketten gewusst zu haben, ihre Fahrlässigkeit könnte dennoch schwerwiegende Folgen haben. So könnten sich Verbraucher angesichts der wachsenden Bedeutung von ESG-Prinzipien in dem hart umkämpften Automobilmarkt mit zahlreichen Substituten für einen Wechsel zu einem Wettbewerber entscheiden.
Schlüsselstrategien für ESG-konforme Lieferketten
Implementierung neuer Technologien
Neue Technologien können die Effizienz verbessern und gleichzeitig Emissionen, Produktionsunterbrechungen und Abfälle reduzieren. Außerdem unterstützen sie die Datenerfassung und -übermittlung, was es Herstellern und Beratern ermöglicht, Entscheidungen auf der Grundlage von Echtzeitdaten zu treffen und zahlreiche Aspekte der Lieferkette zu optimieren, vom Wasserverbrauch bis zur Arbeitsverteilung.
Verhaltensrichtlinien für Lieferanten
Die zunehmende Komplexität der Lieferketten und die Globalisierung haben die Notwendigkeit von Verhaltensrichtlinien für Lieferanten, direkten Partnerschaften, einer engeren Überwachung und anderen Strategien zur Gewährleistung einer ordnungsgemäßen und ethischen Beschaffung auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette deutlich gemacht.
Lieferkettenexperten können Unternehmen bei der Ausarbeitung von Verhaltensrichtlinien helfen, in denen klare Erwartungen in Bezug auf Lieferungen, Inputs und andere wichtige Eigenschaften formuliert werden, um sie mit Nachhaltigkeits- und ESG-Zielen in Einklang zu bringen.
ESG-Risikoanalyse
Die Identifizierung, Bewertung und Bewältigung spezifischer ESG-bezogener Risiken, die sich auf den finanziellen Erfolg und die Betriebskapazität auswirken können, ist für Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Unternehmen mit hohen Umweltrisiken müssen möglicherweise mit behördlichen Bußgeldern, erhöhten Betriebskosten oder einer Schädigung ihres Rufs rechnen.
Mangelhafte soziale Praktiken können Klagen, Boykotte oder einen Vertrauensverlust der Verbraucher nach sich ziehen. Eine schwache Unternehmensführung kann zu Missmanagement, Betrug oder Interessenkonflikten führen, was sich negativ auf die finanzielle Leistung und Stabilität auswirken kann. Durch eine proaktive Analyse und gezielte Bewältigung dieser Risiken lassen sich jedoch die meisten negativen externen Effekte vermeiden.
Priorisierung der Kreislaufwirtschaft
Die Berücksichtigung von Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft kann die Nachhaltigkeit entlang der Lieferketten durch die Minimierung von ´¡²ú´Úä±ô±ô±ð²Ô und die Förderung der Ressourcenrückgewinnung verbessern. Lieferkettenexperten können sich auf die Entwicklung von Produkten und Prozessen konzentrieren, die Recycling, Wiederaufbereitung und Wiederverwendung erleichtern.
Die Förderung ähnlicher Praktiken bei Zulieferern und die Erforschung von Möglichkeiten zur Verlängerung des Produktlebenszyklus können die Abhängigkeit von Rohstoffen und die Abfallmenge erheblich reduzieren. Durch die Implementierung von Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft leisten Unternehmen einen Beitrag zum Umweltschutz und erzielen zudem Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen.
Final Word
Lieferketten und ESG-Initiativen sind eng miteinander verwoben. Unternehmen, die nachhaltige und ethische Praktiken umsetzen, verzeichnen steigende Umsätze und ein größeres Verbraucherinteresse. Dabei müssen die Unternehmen ihre Lieferketten laufend an strengere Vorschriften sowie technologische Fortschritte anpassen und ihre Zulieferer genau überwachen, um sicherzustellen, dass ihre Wertschöpfungsketten ESG-konform sind.
Innovationen wie schadstofffreie Fahrzeuge und computergestützte Produktion können Kosten und Emissionen senken. Eine sorgfältige Analyse der ESG-Risiken ist entscheidend, um unnötige Ausgaben zu vermeiden. Letztendlich werden Unternehmen, die ESG-konforme Praktiken frühzeitig einführen, einen Wettbewerbsvorteil erlangen, während Unternehmen, die dies hinauszögern, Gefahr laufen, die Gunst von Investoren und Verbrauchern zu verlieren.